© Erwin Grab 2024

Lindner2Interview mit Christian Lindner
Der geneigte Leser möge bedenken, dass bei diesem Gespräch alles, also wirklich alles erfunden ist!


 

 

 

 

 

Websat:
"Herr Minister, Sie haben das städtische Gymnasium in Wermelskrichen besucht. Hatten Sie da auch Latein?"

Lindner:  
"Wurde ab der 7. Klasse angeboten. Was soll die Frage? Glauben Sie, ich wäre lieber Papst geworden?"

 Websat:
"Interessanter Gedanke. Aber mal im Ernst: Sagt Ihnen der Satz „Pacta sunt servanda“ etwas?" 

Lindner:
"Dazu muss man nicht Latein gelernt haben. Das ist Bestandteil des internationalen Wirtschaftsrechts und bedeutet: „Verträge sind einzuhalten.“

Websat:
"Würden Sie einen Kabinettsbeschluss auch als eine Art Vertrag bezeichnen?"

Lindner:
"Auf jeden Fall. Wo kämen wir hin, wenn sich nicht einmal Minister aufeinander verlassen könnten."

Websat:
"Das sogenannte Heizungsgesetz entspringt einem Kabinettsbeschluss. Ist das soweit richtig?"

Lindner:
"Klar. Ich war ja dabei."

Websat:
"Warum halten Sie sich nicht daran?"

Lindner:
"Es ist noch nie ein Gesetz aus dem Bundestag rausgekommen, wie es reingekommen ist."

Websat:
"Das war nicht die Frage. Ich interpretiere aber Ihre Antwort dahingehend, dass Sie von Anfang an dagegen waren."

Lindner:
„Das kann man nicht so sagen. Es muss halt nachgebessert werden.“

Websat:
„Immerhin haben Sie eine Liste mit 77 Änderungen aufgestellt, und einer Ihrer Parteifreunde meint, es müsse ein komplett neues Gesetz her. Das klingt nicht nach Nachbessern.“

Lindner:
„Da haben sich halt ein paar handwerkliche Fehler eingeschlichen. Da muss man drüber reden.“

Websat:
„Zum Beispiel?“

Lindner:
„Man kann und darf die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land nicht verpflichten, ihre Heizungen rauszureißen und gegen Wärmepumpen auszutauschen.“

Websat:
„Wo haben Sie denn diesen Schwachsinn her?“

Lindner:
„Steht doch im Gesetz!“

Websat:
„Ach, es gibt noch ein anderes?“

Lindner:
„Ein anderes was?“

Websat:
„Gesetz!“

Linder:
„Nein, wieso?“

Websat:
„Weil in dem vorliegenden, von Ihnen mit beschlossenen Gesetz nichts von dem von Ihnen zitierten Schwachsinn drinsteht!“

Linder:
“Aber die Bürger verstehen es so.“

Websat:
„Wäre es dann nicht an der Zeit, dass auch Sie als Mitverantwortlicher für Aufklärung sorgen, statt von einem verkorksten Gesetz zu schwafeln, das Sie immerhin selber mit verabschiedet haben?“

Lindner:
„Wir als fortschrittliche Partei haben es immer zu unserer Aufgabe gemacht, über den Tellerrand hinauszuschauen und zukunftssichere Entscheidungen zu treffen. Und da kann man sich nicht nur auf Wärmepumpen versteifen.“

Websat:
„Zitieren Sie jetzt gerade die AFD?“

Lindner.
„Na, hören Sie mal. Das ist doch einer von Habecks Träumen.“

Websat:
„Uns ist nicht bekannt, was Habeck so träumt. In dem vorliegenden Gesetz steht davon aber nichts drin.“

Lindner:
„Wovon?“

Websat:
„Na, von Wärmepumpen.“

Lindner:
„Wirklich nicht?“

Websat:
„Lesen Sie selber nach.“

Lindner:
„Na, wenn schon! Doch was ist mit den E-Fuels? Das ist doch die Zukunft oder etwa nicht? Steht nichts drin im Gesetz!“

Websat:
Doch. Das Gesetz ist ausdrücklich technologieoffen. Und das mit den E-Fuels können Sie sicher erklären?“

Lindner:
„Machen Sie doch selber Ihre Hausaufgaben. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die aus Wasser und CO² hergestellt werden. Und da können Sie alles mit antreiben oder heizen.“

Websat:
„Und das ist klimaneutral?“

Lindner:
„Aber sowas von! Da wird das CO² sprichwörtlich aus der Luft gesaugt. Sauberer geht’s gar nicht!“

Websat:
„Hrmpf. Rechnen wir mal: Ein Verbrennermotor der mit E-Fuel betankt wird, braucht fünfmal soviel Energie wie ein batteriebetriebenes Auto.

Eine Heizung, die mit E-Fuel betrieben wird, braucht sechs bis vierzehnmal soviel Energie wie eine Wärmepumpe. Außerdem produzieren sie bei der Verbrennung drei bis viermal soviel Emissionen. Und das auch nur, wenn mit hundertprozentig grüner Energie hergestellt würde. Das nennen Sie sauber?“

Lindner:
„So seid ihr von der Presse. Alles erst mal schlechtmachen. Wie wäre es denn mit etwas mehr Vertrauen in die Wissenschaft?“

Websat:
„Die steigen nicht auf ein totes Pferd. Aber wenn wir schon bei Pferd sind, zäumen wir den Gaul doch mal anders herum auf. Ihre Partei hat bei den letzten Wahlen ganz schön Federn lassen müssen. Könnte es sein, dass Ihr ganzes Getöse nur den einen Zweck hat, ununterbrochen im Gespräch zu sein, um deutlich zu machen, wie wichtig die FDP ist? Und dass Sie Ihrer Stammklientel so lange wie möglich irre Umsätze mit Öl und Gas ermöglichen wollen? Und das ganze auch noch ziemlich publizistisch als Sorge um die armen Hausbesitzer verkaufen, die angeblich alle am 1.1.2024 ihre Heizungen rausreißen müssen?“

Lindner:
„Und Sie werfen mir Publizismus vor?“

Websat:
„Klar doch. Seit Ihrem Gemeckere am eigenen Gesetz und der damit einhergehenden Verunsicherung der Bevölkerung ist der Umsatz an neuen Gas- und Ölheizungen um 100 Prozent gestiegen. Zählen die Hersteller nicht auch zu Ihrer Stammklientel?“

Linder:
„Diese Frage sollte Ihnen eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben. Ich und meine Partei haben immer nur das Wohl der Menschen in unserem Lande im Blick. Das da auch ein paar Unternehmer dabei sind, ist purer Zufall.“

Websat:
„Wirklich? Manche Zufälle sind so zufällig, dass man es wörtlich nehmen muss, nämlich so, dass einigen da etwas zufällt.“

Linder:
„Zum Beispiel?“

Websat:
„Gastronomie! Denen ist ordentlich was zugefallen! Was ist dafür bei Ihnen abgefallen?“

Lindner:
„Hrmpf!“

Websat:
„Genau! Da wäre auch noch die schon erwähnte Ölindustrie, die vehement gegen Tempo 130 ist.“

Lindner:
„Kommen Sie doch nicht mit dieser Mottenkiste. Da vertraue ich voll und ganz dem Verkehrsminister.“

Websat:
„Meinen Sie den, der nicht genügend Schilder hat?“

Lindner:
„Das macht mit Ihnen wirklich keinen Spaß.“

Websat:
„Soll es auch nicht! Wir machen trotzdem Schluss. Herr Minister, wir bedanken uns für das Gespräch.“